Freitag, 9. Oktober 2009

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Jaja, die Linse. Hört sich in sämtlichen Sprachen fast gleich an, dabei ist sie ein außerordentlich wandelbares kleines Körnchen, deren Mutterpflanze zu den Hülsenfrüchten gehört. In Indien gibt es allein über 50 Sorten! Sie ist leichter verdaulich als Erbsen oder Bohnen (besonders die grüne Puy-Linse, die schon geerntet wird, bevor sich unverdaulicher Zucker bildet), und besitzt darüber hinaus ein ziemlich hohen Eiweißanteil von 25-30%, wobei die biologische Wertigkeit in Verbindung mit Weizenprotein (Verhältnis 1 zu 3) sogar einen ungefähren Wert von 100 (im Gegensatz zu Fleisch mit ca. 90) erreicht.

Deswegen heute mal zwei Linsenrezepte (letzteres ausprobiert und für gut befunden):

1. Linsensalat mit sanft gegartem Lachs (bitte Bio-Zuchtlachs oder Wildlachs mit msc-Siegel) (4 Personen)

100 g grüne Linsen
50 g rote Linsen
2 Frühlinszwiebeln
120 ml Orangensaft
2 El Obstessig
Salz
Pfeffer
5 El Olivenöl
600 g Lachsfilet (ohne Haut)
2 El Thymianblättchen
1 Radicchio (220 g)
1 roter Apfel

1. Grüne Linsen in kochendes Wasser geben und 30 Min. kochen lassen. Rote Linsen in kochendem Wasser 8-10 Min. bissfest kochen. Wenn alles Wasser aufgenommen wurde, abkühlen lassen.

2. Inzwischen die Frühlingszwiebeln putzen, das Hellgrüne in Ringe schneiden, das Weiße fein würfeln. Frühlingszwiebelwürfel, Orangensaft und Obstessig verrühren, kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. 3 El Olivenöl untermischen. Grüne und rote Linsen mit dem Dressing mischen.

3. Lachs in 5 cm breite Streifen schneiden und rundum mit Salz und Pfeffer würzen. Rundum mit insgesamt 2 El Olivenöl bestreichen, auf ein gefettetes Blech setzen und mit Thymian bestreuen. Blech mit hitzebeständiger Klarsichtfolie überziehen. Im vorgeheizten Ofen bei 100 Grad (Gas 1, Umluft nicht empfehlenswert) auf der 2. Schiene von unten 20-30 Min. garen.

4. Radicchio waschen, trockenschleudern und in feine Streifen schneiden. Apfel auf einem Küchenhobel in feine Stifte bis zum Kern- gehäuse hobeln. Radicchio, Apfelstifte und Zwiebelringe unter die Linsen heben. Salat evtl. mit Salz und Pfeffer nachwürzen und mit dem Lachs anrichten.


2. Gebackener
Kürbis und Brokkoli mit lauwarmer Linsenvinaigrette (1 Person)

80 g grüne Puylinsen
Gemüsebrühe
1/2 Zwiebel
1/2 Möhre, in Würfel geschnitten
1 Zweig Thymian
1 Tl Koriander
1 Tl Oregano , getrocknet
0,5 Tl Fenchelsamen
1 Teelöffel Olivenöl
1 Teelöffel Balsamicoessig
1/4 Hokkaido- oder Butternutkürbis, in Stücke geschnitten
eine Handvoll Brokkoliröschen

1. Die Linsen in einem Topf mit der Gemüsebrühe, der Zwiebel, der Möhre und dem Thymian für 20 Min. kochen und abkühlen lassen.

2. Währenddessen den Kürbis mit Koriander, Oregano, und Fenchelsamen bestreuen, mit Ghee, Butterschmalz oder Bratöl beträufeln und im Backofen bei 200°C backen, bis er weich ist.

3. In einem Dämpfer die Brokkoliröschen bissfest dämpfen.

4. Olivenöl und Balsamicoessig zu den Linsen hinzufügen, leicht erwärmen und über den Brokkoli und den Kürbis geben.

Dazu passen Kartoffeln oder Reis.

Guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen!

Dienstag, 6. Oktober 2009

Die schädliche Biolandwirtschaft

Ja, tatsächlich, die Biolandwirte tragen zutiefst boden- und organismusschädigendes Kupfer auf ihre Böden auf. Das ist natürlich nicht gut, dabei wird aber vergessen, dass die konventionellen Grenzwerte bei dem Drei- bis Vierfachen der Grenzwerte von Bioland-Bauern liegt: Nämlich bei 12-15kg pro Hektar und Jahr gegenüber maximal 3kg. Auch wenn es sich leider also nicht ganz vermeiden lässt, auf Kupfer zu verzichten, um Pilzkrankheiten in Schach zu halten, versucht der Biolandwirt es trotzdem so schonend wie nur möglich einzusetzen. Nähere Infos dazu von der BÖLW und von Bioland hier und hier.

Mittwoch, 30. September 2009

Schnell ein Link...

...zu einem außerordentlich interessanten Artikel zur Künstlichen Intelligenz (oder auch eben nicht). Unbedingt lesen!

Dienstag, 29. September 2009

Wer möchte diese Schokolade?

Ein neues Kunststoffmodell der Bio&Fair-Schokoladenfirma Zotter: Forelle wird zu einer selbstgemachten Marshmallowschicht verarbeitet, auf einer zarten rosa Kokosschicht gebettet und mit Fenchel und Zitrone abgerundet. Guten Appetit! Mehr Kreativität geht nicht mehr... Fragt sich nur, ob die Forelle auch wirklich aus einer Biozucht stammt. Zotter als meine Lieblingsschokoladenmarke hin oder her- diese Sorte muss erst noch genauer geprüft werden, bevor ich Zotter weiterhin mein sehr kritisch, aber bisher uneingeschränkt vergebenes Wohlwollen schenke. Wer spendiert einer armen Studentin ein Probeexemplar?

Einleitung zur Biochemie

Der Beginn der Biochemie-Vorlesung, der ich mich gerade widme, ist durch folgendes Gedicht von Robert Gernhardt (1937-2006) geprägt, welches ich auch den Lesern meines Blogs nicht vorenthalten möchte:

7 mal mein Körper

Mein Körper ist ein schutzlos Ding, wie gut, daß er mich hat.
Ich hülle ihn in Tuch und Garn und mach ihn täglich satt.

Mein Körper hat es gut bei mir, ich geb' ihm Brot und Wein.
Er kriegt von beidem nie genug, und nachher muß er spein.

Mein Körper hält sich nicht an mich, er tut, was er nicht darf.
Ich wärme mich an Bild, Wort, Klang, ihn machen Körper scharf.

Mein Körper macht nur, was er will, macht Schmutz, Schweiß, Haar und Horn.
Ich wasche und beschneide ihn von hinten und von vorn.

Mein Körper ist voll Unvernunft, ist gierig, faul und geil.
Tagtäglich geht er mehr kaputt, ich mach ihn wieder heil.

Mein Körper kennt nicht Maß noch Dank, er tut mir manchmal weh.
Ich bring ihn trotzdem übern Berg und fahr ihn an die See.

Mein Körper ist so unsozial. Ich rede, er bleibt stumm.
Ich leb ein Leben lang für ihn. Er bringt mich langsam um.

Sonntag, 27. September 2009

Vom Wissen und Wählen

Schon erschreckend, wenn man beim Bedienen des Wahl-o-mats feststellen muss, wie sehr man doch bei politischen Fragen aus dem Bauch heraus entscheiden muss. "Mhm, ja, das hört sich gut an", "Na, das aber eher nicht", sind Gedanken, der einem bei den ausgerufenen Thesen der Parteien doch häufiger kommen als der gedankliche Verbindungsaufbau zu einem differenzierten Informationsnetzwerk, das man sich über die Jahre hinweg durch intensive Diskussionen, wissenschaftliches Arbeiten und Auswerten von Studien eingerichtet hat. Mal ehrlich: Wer weiß denn so genau Bescheid darüber, wie sicher Atomkraftwerke wirklich sind, wer hat die genauen Zahlen im Kopf derjenigen, die durch die Studiengebühren benachteiligt sind? Entweder man ist multidisziplinärer Wissenschaftler, der sich über alle Im- und Komplikationen im Klaren ist und damit kompetenter Wähler oder ein emotional willfährig selektiv auf einzelne Komponenten von politischen Themen ansprechender... - ja, was? Wähler, ist man dennoch, auch wenn es mir schwer fällt, die Berechtigung dazu anzuerkennen. Man will vielleicht günstigen Strom- also Atomkraftwerke her! Was aber, wenn dieser Mensch die Folgen nicht kennt und, wenn er sie kennen würde, strikt gegen Atomkraftwerke wäre? Nun kann kein Mensch dieser Welt vollständige und exakte Vorhersagen machen, aber ein wenig mehr Aufgeklärtheit sollte man sich doch wünschen. Beängstigend, wenn man sich vorstellt, dass in der Demokratie das Volk herrscht(/en sollte), welches nach fast kindlich naiven Maßstäben entscheidet. Wie aber diese Umstände ändern? Wer hat neben Beruf, Familie, Freunden, Hobbies überhaupt Zeit jedes politische Thema bis ins letzte zu durchleuchten? Selbst, wenn man nicht selbst Wissenschaftler ist, könnte man zwar auf die Arbeit anderer zurückgreifen, aber wie den ungeheuren Wissensmarkt jemals vollständig durchstreifen, geschweige denn überblicken? Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass im Kollektiv des Volkes irgendeine höhere Intelligenz zu finden ist, die sich letztlich richtig entscheidet. Diese Hoffnung kann sich letztlich im Nachhinein immer als erfüllt beweisen, wenn wir die gegenwärtigen Verhältnisse gegenüber möglichen Alternativen als besser auszeichnen: "Es hätte ja auch schlimmer kommen können!" Aber nicht auch besser?

Samstag, 29. August 2009

Auf nach La Villa!

Morgen geht es für mich endlich nach Südtirol zur Sommerakademie der Studienstiftung in La Villa! Das heißt: Lernen, diskutieren, wandern, entspannen, und vielleicht noch einiges mehr, das ich jetzt noch gar nicht erwarte. Am 12. September komme ich wieder- hoffentlich um viele Eindrücke, Erkenntnisse und Fotos reicher! Zumindest ein Teil davon wird dann hier zu finden sein.
Dies ist meine Route:
Etwas verschroben dadurch, dass ich den Bustransfer nutze, aber es wird sicher sehr lustig!

Donnerstag, 20. August 2009

Gemein, die Werbung.

Bildaufschrift dieses Plakats, fotografiert von einem Freund auf dem Weg zum Fronalpstock (1922 m): "Ah, Andreas Brun hat's wieder im Knie."

Mein Knie hat mir letzte Woche einen Strich durch meine Wanderambitionen gemacht. Typisches Läufersymptom halt. Tractus iliotibialis-Syndrom, wem's was sagt.
Flaches Land kann aber auch schön sein. Schließlich komme ich daher!

Klimafreundlich grillen

Heute ist der heißeste Tag des Jahres! Da sind sicherlich viele wieder in Grillstimmung. Und nach dem schlechten Gewissen wegen des letzten oder noch kommenden Urlaubs, dürfte man da doch wohl nicht abgeneigt sein, mal ein wenig umweltschonender vorzugehen. Z.B. mal ganz fleischlos. Denn die Produktion von einem Kilo Rindfleisch belastet das Klima mit ca. 36kg CO2 (laut spiegel.de), dazu beträgt der Wasserverbrauch 15.500 l (Vergleich: ein Kilo Soja nur 1.800 l laut waterfootprint.org). Man täte also gut daran, den allgemeinen deutschen Wasserverbrauch, der zu einem der höchsten in der Welt gehört, mal ein wenig zu senken. Das heißt ja nicht unbedingt Verzicht- die Auswahl an fleischlosen Grillprodukten aus Tofu (Soja), Seitan (Gluten, das ist das Eiweiß des Weizens) etc. ist riesig. Auf utopia.de habe ich dazu ein ganz nettes Video gefunden, das von peta TV gesponsert ist und mal die Meinung eingefleischter Fleischesser zu den Dingen zeigt. Dann schreib' ich mal besser nicht zu viel, sondern lasse die Tester sprechen. ;)

Klimasünde Urlaub

Der WWF hat ganz neu eine Klimabilanz für individuelle Urlaubsreisen erstellt- schockierend, wie sehr man mit seiner eigenen Erholung der ganzen Welt so ganz nichts ahnend dermaßen schaden kann. Ein hamloses Urläubchen auf Mallorca für 2 Wochen? Dafür kann man quasi ein Jahr lang Auto fahren und sieht auch nicht besser aus: Eine ganze Tonne CO2 wird dabei frei!
Und selbst der Urlaub im Allgäu sieht nicht besser aus: Immerhin 297 kg für 10 Tage. Ich werde wohl oder über den Tatsachen ins Auge blicken müssen und akzeptieren, dass meine zwei Wochen Südtirol mit ungefähr 600 kg zu Buche schlagen. Schlimm, schlimm (allerdings hat der WWF bei dieser Berechnung eine Leistungen einfließen lassen, z.B. Taxifahrten, die ich wohl nicht in Anspruch nehmen werde).

Hier ist das Negativ-Ranking:

  1. All-inclusive nach Mexiko für 14 Tage: 7218 kg CO2
  2. Mittelmeer-Kreuzfahrt für 7 Tage: 1224 kg CO2
  3. Strandurlaub auf Mallorca für 14 Tage: 1221 kg CO2 (Fuß-Abb. oben)
  4. Skiurlaub in Österreich für 7 Tage: 422 kg CO2
  5. Wellnessurlaub im Allgäu für 10 Tage: 297 kg CO2
  6. Familienurlaub auf Rügen für 14 Tage: 258 kg CO2
  7. Südtirol für 5 Tage: 216 kg CO2
  8. Balkonien für 14 Tage: 58 kg CO2
Genaueres ist auch im Bericht zum touristischen Klimafußabdruck des WWF zu finden. Schaut doch mal rein! Immer hin machen sie dort Hoffnung, dass sich das Reiseverhalten in den letzten Jahren zur Umweltfreundlichkeit hin entwickelt hat und auf einem guten Weg ist...

Dienstag, 18. August 2009

Gedanken, Gedanken...

Es ist doch wirklich eine Crux- da habe ich mir einen Blog eingerichtet, um mal wirklich die Dinge, die tagtäglich durchs Lesen, Hören, Sehen auf mich einprasseln zu reflektieren, und ich komme zu nichts. Kaum hat der Tag begonnen, ist er schon wieder zu Ende, und ich habe das Gefühl erst gerade angefangen zu haben, die Dinge überhaupt wahrzunehmen. Zur Zeit schreibe ich an mehreren Arbeiten für die Uni, wobei es mehr ein Lesen und Nachschreiben ist, was andere Leute vor mir gedacht haben. Diese intensive Beschäftigung, die wohl meiner mangelnden Kenntnis innerhalb der Themenbereiche wegen notwendig ist (aller Einarbeitungs-Anfang ist schwer), ist sehr schön, aber es leidet doch sehr die Auseinandersetzung mit ebenso wichtigen Themen - Politik, Umwelt, Kultur,... Manchmal denke ich, das Leben ist ein einziges Aufschieben. Nur wohin? Der Tag müsste einfach mehr Stunden haben.
Ich habe das Gefühl, immer nur nachzuplappern, was andere Menschen in mühsamer Denkarbeit in fantastischer Sprache niedergeschrieben haben, als hätte ich mein eigenes Gehirn schon abgeschaltet. Aber vielleicht, so kommen dann die positiven Gedanken sofort wieder, ist dies erstmal notwendig, um als unbedarfte Anfängerphilosophin überhaupt einen Einblick in die Materie zu erhalten, um sozusagen das Knetmaterial anzuhäufen, aus dem ich dann später, meine ganz eigenen Theorien und Gedankenwelten modellieren kann. Dann wieder der negative Schrecken, dass ich während dieser Sammelzeit die Selbstständigkeit doch so ganz verlieren, verlernen, vergessen, verkümmern lassen könnte, und dann hinterher, mit all den Dingen in meinem Kopf dastehe wie ein allwissender Computer, der bloß mit all dem gar nichts anfangen kann. Schrecklich, das Gefühl haben zu müssen, dass das selbstständige Denken da sogar in der Schule noch besser dran war. Dort auf eine Verstärkung der intellektuellen Autonomie im Philosophiestudium gehofft, fühlt sich mein geistiger Schreibtisch jetzt überwirtschaftet von immer mehr einfliegenden, fremden Gedanken (nicht nur bezüglich des Studiums), sodass ich nie Zeit zum Sortieren, Arbeiten, Reflektieren, Auswerten, Antworten habe.
Da dies jetzt aber Bestandteil einer Pflicht ist (ich muss die Arbeiten schließlich abgeben), bleibt mir nichts anderes übrig, als den negativen Gedanken zu verwerfen, am positiven festzuhalten und darauf zu hoffen, dass das Genie irgendwann das Chaos der Zettelwirtschaft überblicken und mit einem Mal in all den Wischen eine Struktur erkennt, die zum Bestandteil der ganz eigenen Theorie und Meinung wird. :)

Montag, 17. August 2009

Darf ich vorstellen: Ihre Majestät, Rigi, die Königin der Berge

Zwar nicht so abgeschieden und ganz so naturnah wie der Kronberg, dafür aber gut erschlossen für ein momentanes Läuferknie (leider auch für sehr viele Touristen), und eine unglaubliche, nie erfahrene, unvorstellbare Aussicht- das sind die Dinge, die mir bezüglich der Wanderung auf die Rigi letzten Samstag einfallen. Lasset die Bilder für sich sprechen.

Dienstag, 11. August 2009

Nachhaltiges Nachtwachehalten

Ja, man glaubt es kaum, aber auch im Sommer sitze ich (Anti-Nachteule) jetzt schon manchmal im Dunkeln bei der Arbeit. Ohne Schreibtischlampe geht das irgendwie schlecht, also musste eine her, aber wenn schon, dann eine langlebige, Quecksilber (in wiefern die Energiesparlampen also tatsächlich sparsam in ihren schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt sind, ist ohnehin fraglich)- und Elektrosmog-freie, trotzdem energiesparende Lampe. Gefunden habe ich das neue 'Licht der Zukunft'- LED, kurz für Light Emitting Diode. Sie basieren auf Halbleiterverbindungen und wandeln den Strom direkt in Licht um- kein Wärmeverlust also. Einziges Manko: Die Technologie ist noch nicht so ausgereift, als dass sie an die Helligkeit von normalen oder Energiesparlampen herankommen (zumindest bei Schreibtischlampen). Nun habe ich aber eine ganz akzeptable LED-Lampe mit 48 Leuchten gefunden, die auch diesen Punkt wettmachen dürfte. Wo? Bei Pearl, dem Elektronikversandhandel. Nicht so billig wie die aus dem Discounter zwar, aber dafür nachhaltig und zweckmäßig.

Warum laufen (und nicht joggen!)?

"Running is something that hurts. It’s a wonderful thing. It’s a gift in my life. But it’s painful, and it hurts and takes a lot of time. Have patience. Stick with it and don’t expect results overnight." Kara Goucher im Interview in der NY Times.

Gute Gründe:

  • Morgens verschlafen in den Sonnenaufgang hineinlaufen, wach werden, sich aufs Frühstück freuen und munter in den Tag starten.
  • Zitternd vor Kälte staunend bemerken, wie der Körper langsam für dich alles ganz alleine gemütlich machen kann.
  • Geistige Stärke gewinnen, die nicht nur gegen körperliche Faulheit hilft.
  • Stolz auf sich sein, wenn man sich überwindet, beschämt sein, wenn man merkt, man hätte sich gar nicht überwinden müssen, weil es ganz einfach ging, wieder stolz sein, weil man etwas über sich selbst erfahren hat.
  • Staunen über die Natur, die es eingerichtet hat, dass sich nach jedem müden Abend frische Beinen aus dem Bett erheben können.
  • Auf den Körper horchen, in dem doch so viel Konstruktionsfehler verstecken, die durch intensives Training hervorgekitzelt werden können.
  • Stolz auf sich sein, wenn man sich nicht überwindet, weil es ernsthafte Gründe dafür gibt.
  • Sorgen, niedrigen Blutdruck, Verkrampfungen, Minderwertigkeitskomplexe, Ärger, Faulheit weglaufen.
  • to be continued...

Wanderung auf den Kronberg

Freitag, der 7. August, strahlend blauer Himmel, ein sanfter, früher Morgen und ich sitze im Bus und freue mich auf den Tag.
Mit einer kleinen Wandergruppe (zwei Frauen, ein Mann und ich) geht es mit dem Zug in die Schweiz, nach Jakobsbad. Hatten wir zwar vorher die Zuverlässigkeit der Schweizer Bahn noch gelobt, wurde unsere Fahrt prompt durch einen Zwischenfall unterbrochen: Der Zug blieb liegen und wir mussten auf einen schienenersatzverkehrsmäßigen Bus warten, der sich doch etwas Zeit ließ, sodass wir schließlich eine Stunde im Verzug waren. Aber die Zeit konnten wir ganz gut nutzen, um uns untereinander besser kennen zu lernen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie interessant andere Menschen sind und wieviel Neues man durch sie erfährt! Andere Informationen als sie in den Büchern stehen, aber solche, die unglaublich viel emotionale Bedeutung haben.
Mittlerweile lasse ich mich von solchen ärgerlichen Zwischenfällen, die nun keine mehr sind, gar nicht mehr beeindrucken, sondern nehme das alles gelassen. Aber ein wenig mulmig bezüglich des weiteren Tagesverlaufs war mir schon- schließlich war das meine erste Bergwanderung (die ich mir aber immer gewünscht hatte!)!
In Jakobsbad angekommen, ging es erst auf einer Teerstraße durch sanft geschwungene Hügel mit leichtem Anstieg, rechts und links grünsaftige Wiesen, gespickt von winzigen Hüttchen, die wohl die Wohnstätten der "Wobi- oder Loobäpeter (Info: 'Wobi' oder 'Lobi' sind schweizerdeutsche Dialektwörter für 'Kuh')" bzw. irgendwelcher niedergelassenen Millionäre waren. Über uns, neben uns, Berge, Wälder, Täler, Sonne. Herrlich! Dass es noch herrlicher werden sollte, mit jedem Schritt konnte ich da ja noch nicht ahnen. Es ging durch waldige Abschnitte, mit zahlreichen Schträzer (ein Traum!), immer höher. Und zum ersten Mal seitdem ich nach Konstanz gezogen bin war es wirklich ruhig- keine Flugzeuge, keine Schießanlagen, Autolärm, die störend in die Waldes- und Wiesenruhe hineinfunkten. Dafür waren die Gespräche zwischen uns umso anregender, die nur von Zeit zu Zeit von den sanft klingenden Glocken der wunderschönen Almkühe begleitet wurden. Jetzt war ich nicht mehr nur gelassen, sondern wirklich vögeliwohl! Spektakulär war dann, als sich dieses feine Geklingel in ein ganzes Konzert verwandelte, als uns eine ganze Herde der Kühe in rasendem Gallopp entgegengetrieben wurde (Foto 5). Atemberaubend, plötzlich Auge in Auge mit einem hörnertragenden, wenn auch friedlichem Leib zu stehen. Auf einmal fühlt sich der allen Tieren durch sein Wissen doch sonst überlegene Mensch ganz klein, spürt, dass hier zwei Lebenswelten aufeinander stoßen, die beide ihre Berechtigung haben. Unwissend, ob die Kuh ebenso viel Interesse für das Gegenüber aufbringen kann, wie dieses für sie, stößt es den Menschen vom Thron, und er bleibt hilflos zurück, wenn sie den Blick abwendet und leichtfüßig über Stock und Stein den Berg hinunter rännä kann. Den größten Teil des Aufstiegs geschafft, machten wir in der Nähe einer kleinen Hütte, wo sich kleine Appenzeller Sennenhund-Welpen sowie Katzenbabies tummelten (Foto 8), Rast, wo ich unter Blick auf eine herrliche Bergmassiv- und Talkulisse (Foto 7) meine Bürli und meine Guggumärä verzehrte. Danach ging es noch höher hinauf, bis zum Gipfel, wo es leider etwas neblig war, sodass man auf eine allzu spektakuläre Aussicht zwar verzichten musste, dafür aber zumindest die Umrisse der umgebenden Berge, insbesondere den Säntis erkennen konnte. Nach einer kurzen Rast im Gipfelrestaurant ging es dann flotten Schrittes den Berg sanft wieder hinab (Foto 11); und tatsächlich erreichten wir 3 Minuten vor Ankunft unseres Zuges rechtzeitig den Bahnhof.
Einer der herrlichsten Tage meines Lebens; nette Begleitung, keine wunden Füße trotz ausgetretenen Turnschuhen, keine müden Beine, kein Sonnenbrand dank Creme und Mütze, aber dafür eine Menge wunderschöner Bilder im Herzen (und in der Kamera meines Begleiters!), Geräusche im Ohr und Pläne im Kopf für die nächste Wanderung, die wahrscheinlich auf den Rigi (Vierwaldstättersee) gehen wird.
Und für alle, die vielleicht ein klein wenig teilhaben wollen, hier das Fotoalbum.
Bis demnächst, vom Rigi!

Montag, 3. August 2009

Sommerakademie für Jazz 2009

Dieses Jahr war ich zum ersten Mal auf der Sommerakademie für Jazz (Leitung Bernd Konrad), und zwar in der Gesangsklasse. - Eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Dank einer supernetten Gruppe, einer der besten Jazzsängerinnen, die ich je gehört habe als Gesangslehrerin (Anne Czichowsky! Sie gewann 2008 einen Internationalen Jazz Singer Contest in Finnland und belegte in diesem Jahr den zweiten Platz im International Jazz Voices Contest in Litauen), die sogar aus mir Improvisationsversuche herausbrachte, jede Menge superschöne Jazzmusik und ein abgefahrenes Abschlusskonzert kann ich mich jetzt geradeheraus als jazzverliebt bezeichnen.

Hier zum Nachempfinden zwei Videos von der absolut unglaublichen Anne: Es sind diejenigen Stücke, die sie auch beim Abschlusskonzert gesungen hat.
Round Midnight
Jackie

Und ebenfalls noch ein Link zur Seite der Jazzstudenten, die am Samstag ein Konzert für die Teilnehmer gegeben haben: Eine der schönsten Jazzstücke, die ich je gehört habe!
Fabian Meyer

Sonntag, 5. Juli 2009

Une excursion sucrée en Suisse

Le mois dernier, j'ai visité la fameuse usine de chocolat, Chocolat Stella, à Kreuzlingen avec mon amie H. Ce jour, il a fait très chaud. En fait, ce n'était pas un jour appropié pour acheter du chocolat. Mais notre appétit et notre curiosité étaient plus forts que notre raison. Nous nous sommes rencontrées à la station. Là, nous avons pris le bus à Kreuzlingen. Pour moi, il était la premiére fois que je faisais une excursion en Suisse. C'est pourquoi j'étais très curieuse de decouvrir le monde des Suisses. A l'arrêt de bus nous sommes allées à l'usine de chocolat. C'est-à-dire, nous avons voulu y aller. En realité nous nous sommes perdues. Heureusement, nous avons pu demander le chemin à une piétonne. Après la Suisse gentille nous avons montré le chemin, il n'était pas très loin et nous sommes arrivées à notre but. Nous avons eu en nage, mais trés contentes et nous nous avons réjoui de visiter l'usine. Malheureusement, les employées nous ont informées qu'en Suisse il est interdit d'entrer dans l'usine sans une autorisation spéciale. Nous avons pensé: "Quelle dommage!" et nous allions sortir alors que nous avons découvert la pâtisserie de Chocolat Stella. Là, nous avons acheté du chocolat le pur, le frais et le spécial que possible. C'était mieux que rien. Mais nous avons ésperé que le chocolat ne fondrais pas pendant notre chemin de retour. C'est pourquoi faute de mieux nous avons dû manger la grande partie du chocolat. De cette manière nous avons pu transporter le chocolat précieux chez nous sans dommage. En résumé, c'était une belle journee!

(Remarques: Cette histoire n'éleve pas de prétentions de dire vrai. ;) )

Zwei schnelle Schönheiten

Mittwoch, 24. Juni, vor Bus und Uni auf die Schnelle noch einen Spaziergang durchs schöne Litzelstetten, Obstbaum- und Wäscheduft, Gras- und Zeitunggeraschel in atmosphärisch-morgenstimmiger Liaison, da vollenden den Morgen ganz unvermutet zwei unbeschwert spielende Katzen, obwohl er gerade erst begonnen hat, formulieren den Flair auf den Punkt genau, wenn doch nicht sprachlich, wohl aber kätzisch die Flüchtigkeit selbst verkörpernd. Welch' besondere Ehre kommt mir zuteil, dass ich mal eine Berührung erhaschen darf, von der ich aber ob ihrer Transienz nicht einmal sicher bin, ob ich sie tatsächlich als solche bezeichnen darf.
Da Busse im Allgemeinen auch sehr flüchtig sind, bleibt es bei dieser kurzen, aber schwerwiegenden Begegnung. Wiederholung aber nicht ausgeschlossen...

Montag, 22. Juni 2009

Wie wirkt Koffein?

Achja, das gute alte Koffein. Wenn es das nicht gäbe! Was würden Millionen übernächtigte Studenten, Ärzte, Manager nur ohne dieses Wundermittel tun? Alle schlucken diese Substanz, zumeist durch Kaffee (eine Tasse enthält immerhin ca. 100 mg), aber was passiert da überhaupt im Gehirn? Nunja, der haupt-'leidtragende' Teil des Gehirns ist zunächst einmal der Hypothalamus. Dieser Teil liegt im Zwischenhirn und ist eigentlich ziemlich klein. Trotzdem können schon winzigste Störungen seiner Funktion die Lebensfähigkeit des Organismus beeinflussen. Denn er ist für so grundlegende Dinge wie die Wasser- und Nahrungsaufnahme, das Sexualverhalten, Körpertemperatur, Blutdruck und eben auch das Schlaf- und Wachverhalten zuständig. Deswegen gibt es dort eine Vielzahl von Rezeptoren, an die sich der wichtige Botenstoff Adenosin anlagern kann. Dies ist ein Bestandteil der energiereichen Moleküle wie z.B. ATP und entsteht bei deren Verbrauch als Abfallprodukt. Wenn es die Rezeptoren besetzt, ist das also ein Signal für den Körper, dass ein gewisses Maß an Energie verbraucht ist, und es Zeit ist, sich auszuruhen, damit das Gehirn nicht 'überanstrengt' wird. Im Schlaf würde das Adenosin wieder in den energiereichen Stoff Adenosintriphosphat (ATP) umgewandelt.
Das Koffein ist nun dem Adenosin in seiner chemischen Struktur ähnlich, d.h. es besetzt die Rezeptoren. Dadurch verhindert es das Andocken von Adenosin. Obwohl das Gehirn eigentlich eine Pause bräuchte, wird keine Botschaft weitergeleitet. Das Koffein verstärkt sogar noch die Signalweiterleitung: Es kommt zu einem höheren Hirntonus, d.h. der Spannung der Gehirngefäße.
Nunja, aber ganz so dumm ist das Gehirn auch wieder nicht, als dass es darauf nicht reagieren könnte: Es bildet einfach mehr Adenosinrezeptoren aus, sodass sie zur Besetzung durch Adenosinmoleküle frei werden. Das passiert schon nach ca. 6-15 Tagen! Da haben wir dann die negative Seite der Medaille: Entzugserscheinungen. Also vielleicht doch lieber Wachheit auf dem natürlichen Weg: Es gibt nichts Besseres als eine große Mütze voll langem, tiefem Schlaf... - Die Uni ruft! Und gleich vielleicht doch besser ins Fair-Trade-Café...?

Sonntag, 21. Juni 2009

Happy finish

Pünktlich um 19 Uhr hört es natürlich auf zu regnen, und ich kann mit meinem Abendlauf im Wald starten. Die Luft ist klar, die Vögel zwitschern, und munter schlage ich den Weg von anderer Richtung ein, den ich mir letztens erschlossen hatte.
Falsch gedacht! Ich bin leider zu früh abgebogen. Das hat mich aber zunächst nicht gestört. Irgendwann komme ich dann bei einer Straße heraus, welche, weiß ich nicht. Egal, alle Wege führen nach Litzelstetten. Und tatsächlich, nach einer Viertelstunde das Schild: Litzelstetten, links abbiegen! Nur blöd, dass der Fußgängerweg nach 90 Metern abrupt endet. Durch die Büsche schlagen geht nicht, also den ganzen lieben langen Weg wieder zurück, und schon ziehen am Himmel wieder Wolken auf. Die Uhr zeigt 1 h 10, das war's dann wohl mit lockerem Regenerationslauf. Auf dem Rückweg nehme ich jetzt aber den richtigen Weg. Es wird dunkel, die Vögel werden leise, da lichtet sich der Wald und ich bahne mir den Weg an den Pferdeweiden vorbei, die weite Straße liegt schon ganz schlaftrunken vor meinen Füßen, geleitet mich sanft den Berg hinunter. 1 h 30, Training beendet, der Regen beginnt. Und zwei wunderschöne Regenbögen über dem Haus. Was für ein toller Empfang für die verlorene Läuferin!
Und zur Belohnung gibt's ein leckeres Abendessen mit Büffelmozzarella, Basilikum und dem besten Olivenöl. :)

Neue Schuhe müssen auch mal wieder sein...

Aber wenn, dann nachhaltige! Dies hier sind Sandalen von Terra Plana aus dem UK. Sie bestehen aus recycletem Gummi und Memory Foam sowie pflanzlich gegerbtem Leder - Eco Score 13! Also nicht nur ein herrliches Laufgefühl, sondern auch ein herrliches Kaufgefühl!
Hier gibt's genauere Infos.

Unvorher- aber gern gesehener Begleiter

Heute hat mich mal wieder der schöne schwarz-weiße Border-Collie auf meinem Spaziergang überrascht, und dann bis nach Hause begleitet (und ich ihn dann bei seinem Zuhause wieder abgeliefert). Oder, man könnte eher sagen, be'astet', denn das Hinterherrennen mit übergroßen Ästen, die er dann mit ins Gebüsch nimmt, vor sich hinschmeißt, und sobald ich schneller gehe, triumphierend-hechelnd vor mir her trägt, ist seine Leidenschaft. Er zeigt mir immer sehr schön, dass die menschliche Sprache, das menschliche Verhalten nun nicht das einzige ist, was man auf dieser Welt an den Tag legen kann. Er folgt einer ganz anderen Logik. Und die verstehe ich nicht immer. Komisch aber, dass man sich wohl eingestehen muss, dass das noch nicht bedeutet, dass diese falsch ist. Dabei denkt man doch immer, dass all das, was nicht (menschlich) logisch ist, absolut keine Gültigkeit besitzt. Oder ich bin nicht klug genug, um die (menschliche) Logik hinter all dem Verhalten zu erblicken. Jedenfalls ergibt sich aus den dennoch sehr liebenswerten Begegnungen immer die seltsame Situation, dass ich nicht weiß, ob ich es nun lustig finde, was er macht, oder nicht, weil ich gleichzeitig am Grübeln darüber bin, wieso er das gerade tut, was er tut, und wie ich seine nächste Handlung voraussehen kann. Wie, als wäre man es von jemandem gewohnt, dass er Witze erzählt, die man nicht versteht, die manchmal tatsächlich als solche beabsichtigt sind, weswegen er erwartet, dass man lacht. Manchmal aber legt dieser jemand dich herein, und stellt hinterher die Frage: "Wieso lachst du denn? Das war doch gar kein Witz!". Und dann ist man beschämt und unsicher bezüglich der zukünftigen Situationen.
Ich lache aber trotzdem, wenn ich ihn sehe. Vielleicht aber auch eher, weil es so schön ist, auf einmal zu zweit zu sein, ihn durch die Felder preschen, sein wogendes Fell mit den Ähren um die Wette glänzen zu sehen, seine Ohren mir zuwinkend zu sehen.

Exklusives Abonnentenkonzert mit Yoko Kikuchi

Heute war ich zusammen mit meiner Freundin H. auf dem Konzert der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz. Programm: Klavierkonzert Nr. 1 von Johannes Brahms (Solistin: Yoko Kikuchi) sowie Antonin Dvoraks Symphonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“ . Ich hatte von einem Freund zwei Freikarten für die erste Reihe bekommen, zwar für den linken Block, aber da zwei Plätze in der Mitte frei blieben, konnten wir uns diese nicht entgehen lassen: Wir saßen so nah an der Pianistin, dass wir jeder Bewegung ihrer Finger folgen konnten. Einerseits bezaubert von dieser unglaublichen Unmittelbarkeit war ich gleichzeitig erschreckt über die unbefleckte Menschlichkeit, die das gesamte Orchester, der Dirigent auf einmal zeigte. Was dort nur einen Meter weit vorne saß, war nicht die vollkommene Einheit und Harmonie, die das Stück präsentierte, sondern eine Art akustisch pixelierte Ansammlung von ganz fehlbaren Individuen, von denen jedes seine ganz eigene Spielweise hatte. Plötzlich konnte ich nicht mehr entscheiden, ob ich aufgrund der exklusiven Nähe zu den Musikern, zu denen ich aufschaue, oder aufgrund der durch die Nähe übertragenen Anspannung, bloß keinen falschen Ton zu spielen, nervös war. Das war mal ein Genuss der ganz anderen Art: Fast vergleichbar mit einem Kitzeln, bei dem man nicht recht entscheiden kann, ob man es unangenehm findet, oder nicht.
Der Dirigent war auf jeden Fall einsame Klasse: Er steckte die gesamte menschliche Ausdruckskraft in seinen Quasi-Tanz auf dem Podest, und, die Augen und das Herz fest auf ihn gerichtet, konnte man sich in ganze Kaskaden von Gefühlen hineinbegeben, so wie Musik nach meiner Meinung eben wirken sollte. Keine falsche Zurückhaltung, sondern völliges Zu-sich-stehen. Und gleichzeitig trotz dieser Vereigenartlichung völlige Harmonie mit dem Orchester. Da fiel mir wieder der kürzlich gelesene Artikel zum gemeinsamen Musizieren ein:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/301586.html
Danach synchronisieren sich die Hirnstrommuster von gemeinsam musizierenden Menschen.
Stellt sich die Frage, ob dies auch bei den Zuhörern der Fall ist?
Ein schöner Gedanke, dass Konzerte so zum Weltfrieden beitragen könnten. Bei mir hat das Konzert zumindest zum Seelenfrieden geführt. Und das ist auch schon etwas.

Hunger auf Sommer

Von einem der schönsten Flohmärkte Europas (und immerhin 12 Kilometer lang!) mit leeren Händen (kaum vorstellbar!) zurückgekommen, ein paar spärliche Sonnenstrahlen genossen, danach über den düsteren Problemen der Wissenschaftstheorie gebrütet, kam mir das schön sommerlich anmutende Mittagessen gerade recht: Neue Kartoffeln mit Oregano-gerösteten Auberginen, grünem Spargel an Okara-Oliven-Pesto. Jetzt gewittert es mal wieder. Sommer, wo bist du? Spätestens um sieben muss es wieder schön draußen sein. Da will ich nämlich laufen.

Mittwoch, 18. März 2009

Kondomilitarismus

Papst Benedikt der XVI. auf dem Flug von Rom nach Kamerun. Er kommt, um gegen Armut und Aids zu kämpfen. Wie? Auf jeden Fall nicht mit Kondomen. Denn die würden das Problem nur vergrößern, so das Papst. Im Kampf gegen die HIV-Epidemie komme es besonders auf moralisch richtiges Verhalten an. Warum noch mal das Verbot der Kondome seitens der katholischen Kirche? Damit jede Möglichkeit auf Leben nicht eingeschränkt werde (Jesus: Liebet und vermehret euch!).

Das hört sich ja ganz so an, als sei das Leben das höchste Gut. Der Wert einer Handlung bemesse sich daher ja aus ihren Folgen, d.h. eine Handlung ist gut, wenn sie Leben fördert.

Ein ähnliches Prinzip vertritt auch der umstrittene Utilitarismus. Nur steht hier nicht das Leben an oberster Stelle, sondern das Glück, welches Lust oder Freisein von Unlust ist.

Vertritt die katholische Kirche mit ihrem Kampf gegen Kondome also anstelle eines Hedonismus einen 'Bionismus'?

Dann steht sie vor genau den selben Problemen wie die Vertreter des Utilitarismus. Wer will denn entscheiden, wann eine Handlung mehr Leben bewirkt? Wer will denn die Folgen so exakt abschätzen, dass er stets moralisch richtig handelt? Der Papst handelt doch aber ganz sicher der (unterstellten) Moral zuwider, wenn er den Gebrauch von Kondomen unterminieren will. Ohne zuverlässigen Schutz beim Geschlechtsverkehr wird den HI-Viren unbeschränkte Missionierungsfreiheit gelassen, Leben massenweise zerstört.

Und wenn man dem Papst einen 'Neobionismus' unterstellt, also rein die Förderung neuen Lebens, dann wäre dies nicht nur altersfeindlich, sondern das Verbot der Kondome ebenso lebensbehindernd, da die Krankheit von der schwangeren Kranken auf ihr Kind übertragen wird.

Aber vielleicht ist das auch alles gar keine Moral, die ja vom Menschen gemacht wird, kein erdachtes Regelwerk. Es ist einfach die göttliche Weisung, göttliche Moral, die dem Menschen nicht immer sinnvoll erscheinen muss. Diese wird dann schon alles richten. Oder?

Donnerstag, 5. März 2009

Ich habe mir ein Gefühl gekauft oder: Fragen kostet- nichts? Doch, den Gefragten.

Nein, nicht das Klischeegefühl der sexuellen Befriedigung habe ich heute käuflich erworben, sondern einfach das Negativ von einer stressreichen Busfahrt. Hatte ich doch mein Portmonee zuhause vergessen, was ich erst im Bus zur Musikschule bemerkte. Schwarz zurückfahren war mir dann zu riskant. Da dachte ich mir sehr spontan: Fragen kostet ja nichts, und wenn, dann nur den gefragten, und bat ganz frech Sekretariatler um 2 € für die Rückfahrt. Ob's mich nun das positive Bild in dessen Augen gekostet hat, weiß ich allerdings nicht. Nur erhalten habe ich dafür die wunderbare Sicherheit, im Bus nicht von hinten an die Schulter getippt und der 40€ belangt werden zu müssen. Schon interessant, was man heutzutage für Geld alles kaufen kann, und was menschliche Kommunikation so kostet.