Dienstag, 11. August 2009

Wanderung auf den Kronberg

Freitag, der 7. August, strahlend blauer Himmel, ein sanfter, früher Morgen und ich sitze im Bus und freue mich auf den Tag.
Mit einer kleinen Wandergruppe (zwei Frauen, ein Mann und ich) geht es mit dem Zug in die Schweiz, nach Jakobsbad. Hatten wir zwar vorher die Zuverlässigkeit der Schweizer Bahn noch gelobt, wurde unsere Fahrt prompt durch einen Zwischenfall unterbrochen: Der Zug blieb liegen und wir mussten auf einen schienenersatzverkehrsmäßigen Bus warten, der sich doch etwas Zeit ließ, sodass wir schließlich eine Stunde im Verzug waren. Aber die Zeit konnten wir ganz gut nutzen, um uns untereinander besser kennen zu lernen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie interessant andere Menschen sind und wieviel Neues man durch sie erfährt! Andere Informationen als sie in den Büchern stehen, aber solche, die unglaublich viel emotionale Bedeutung haben.
Mittlerweile lasse ich mich von solchen ärgerlichen Zwischenfällen, die nun keine mehr sind, gar nicht mehr beeindrucken, sondern nehme das alles gelassen. Aber ein wenig mulmig bezüglich des weiteren Tagesverlaufs war mir schon- schließlich war das meine erste Bergwanderung (die ich mir aber immer gewünscht hatte!)!
In Jakobsbad angekommen, ging es erst auf einer Teerstraße durch sanft geschwungene Hügel mit leichtem Anstieg, rechts und links grünsaftige Wiesen, gespickt von winzigen Hüttchen, die wohl die Wohnstätten der "Wobi- oder Loobäpeter (Info: 'Wobi' oder 'Lobi' sind schweizerdeutsche Dialektwörter für 'Kuh')" bzw. irgendwelcher niedergelassenen Millionäre waren. Über uns, neben uns, Berge, Wälder, Täler, Sonne. Herrlich! Dass es noch herrlicher werden sollte, mit jedem Schritt konnte ich da ja noch nicht ahnen. Es ging durch waldige Abschnitte, mit zahlreichen Schträzer (ein Traum!), immer höher. Und zum ersten Mal seitdem ich nach Konstanz gezogen bin war es wirklich ruhig- keine Flugzeuge, keine Schießanlagen, Autolärm, die störend in die Waldes- und Wiesenruhe hineinfunkten. Dafür waren die Gespräche zwischen uns umso anregender, die nur von Zeit zu Zeit von den sanft klingenden Glocken der wunderschönen Almkühe begleitet wurden. Jetzt war ich nicht mehr nur gelassen, sondern wirklich vögeliwohl! Spektakulär war dann, als sich dieses feine Geklingel in ein ganzes Konzert verwandelte, als uns eine ganze Herde der Kühe in rasendem Gallopp entgegengetrieben wurde (Foto 5). Atemberaubend, plötzlich Auge in Auge mit einem hörnertragenden, wenn auch friedlichem Leib zu stehen. Auf einmal fühlt sich der allen Tieren durch sein Wissen doch sonst überlegene Mensch ganz klein, spürt, dass hier zwei Lebenswelten aufeinander stoßen, die beide ihre Berechtigung haben. Unwissend, ob die Kuh ebenso viel Interesse für das Gegenüber aufbringen kann, wie dieses für sie, stößt es den Menschen vom Thron, und er bleibt hilflos zurück, wenn sie den Blick abwendet und leichtfüßig über Stock und Stein den Berg hinunter rännä kann. Den größten Teil des Aufstiegs geschafft, machten wir in der Nähe einer kleinen Hütte, wo sich kleine Appenzeller Sennenhund-Welpen sowie Katzenbabies tummelten (Foto 8), Rast, wo ich unter Blick auf eine herrliche Bergmassiv- und Talkulisse (Foto 7) meine Bürli und meine Guggumärä verzehrte. Danach ging es noch höher hinauf, bis zum Gipfel, wo es leider etwas neblig war, sodass man auf eine allzu spektakuläre Aussicht zwar verzichten musste, dafür aber zumindest die Umrisse der umgebenden Berge, insbesondere den Säntis erkennen konnte. Nach einer kurzen Rast im Gipfelrestaurant ging es dann flotten Schrittes den Berg sanft wieder hinab (Foto 11); und tatsächlich erreichten wir 3 Minuten vor Ankunft unseres Zuges rechtzeitig den Bahnhof.
Einer der herrlichsten Tage meines Lebens; nette Begleitung, keine wunden Füße trotz ausgetretenen Turnschuhen, keine müden Beine, kein Sonnenbrand dank Creme und Mütze, aber dafür eine Menge wunderschöner Bilder im Herzen (und in der Kamera meines Begleiters!), Geräusche im Ohr und Pläne im Kopf für die nächste Wanderung, die wahrscheinlich auf den Rigi (Vierwaldstättersee) gehen wird.
Und für alle, die vielleicht ein klein wenig teilhaben wollen, hier das Fotoalbum.
Bis demnächst, vom Rigi!

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