Sonntag, 27. September 2009

Vom Wissen und Wählen

Schon erschreckend, wenn man beim Bedienen des Wahl-o-mats feststellen muss, wie sehr man doch bei politischen Fragen aus dem Bauch heraus entscheiden muss. "Mhm, ja, das hört sich gut an", "Na, das aber eher nicht", sind Gedanken, der einem bei den ausgerufenen Thesen der Parteien doch häufiger kommen als der gedankliche Verbindungsaufbau zu einem differenzierten Informationsnetzwerk, das man sich über die Jahre hinweg durch intensive Diskussionen, wissenschaftliches Arbeiten und Auswerten von Studien eingerichtet hat. Mal ehrlich: Wer weiß denn so genau Bescheid darüber, wie sicher Atomkraftwerke wirklich sind, wer hat die genauen Zahlen im Kopf derjenigen, die durch die Studiengebühren benachteiligt sind? Entweder man ist multidisziplinärer Wissenschaftler, der sich über alle Im- und Komplikationen im Klaren ist und damit kompetenter Wähler oder ein emotional willfährig selektiv auf einzelne Komponenten von politischen Themen ansprechender... - ja, was? Wähler, ist man dennoch, auch wenn es mir schwer fällt, die Berechtigung dazu anzuerkennen. Man will vielleicht günstigen Strom- also Atomkraftwerke her! Was aber, wenn dieser Mensch die Folgen nicht kennt und, wenn er sie kennen würde, strikt gegen Atomkraftwerke wäre? Nun kann kein Mensch dieser Welt vollständige und exakte Vorhersagen machen, aber ein wenig mehr Aufgeklärtheit sollte man sich doch wünschen. Beängstigend, wenn man sich vorstellt, dass in der Demokratie das Volk herrscht(/en sollte), welches nach fast kindlich naiven Maßstäben entscheidet. Wie aber diese Umstände ändern? Wer hat neben Beruf, Familie, Freunden, Hobbies überhaupt Zeit jedes politische Thema bis ins letzte zu durchleuchten? Selbst, wenn man nicht selbst Wissenschaftler ist, könnte man zwar auf die Arbeit anderer zurückgreifen, aber wie den ungeheuren Wissensmarkt jemals vollständig durchstreifen, geschweige denn überblicken? Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass im Kollektiv des Volkes irgendeine höhere Intelligenz zu finden ist, die sich letztlich richtig entscheidet. Diese Hoffnung kann sich letztlich im Nachhinein immer als erfüllt beweisen, wenn wir die gegenwärtigen Verhältnisse gegenüber möglichen Alternativen als besser auszeichnen: "Es hätte ja auch schlimmer kommen können!" Aber nicht auch besser?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen