Freitag, 6. August 2010

Integrität

Warum bin ich so konsequent, wenn es um umweltbewusstes Handeln geht? Ich muss mir doch bewusst sein, dass, wenn ich auch auf Bequemlichkeiten oder Annehmlichkeiten zulasten der Umwelt verzichte, jene von jemand anderem dankenswerterweise angenommen werden - die Umweltschädigung wird also so oder so eintreten, die Welt dadurch nicht besser und ich Verzichtende nur unglücklicher. So könnte man denken - wenn es mir denn tatsächlich auf die faktischen Folgen in der Welt ankommen würde. Natürlich freue ich mich, wenn ich z.B. durch spezifischen Konsum (Bioladen, Ökofashionshop etc.) auch etwas bewirken kann, wenn unterlassene Handlungen (z.B. die Nichtbenutzung des Autos) Konkretes (d.h. z.B. die Erhaltung der Luftsauberkeit) zur Folge haben. Aber ich glaube, ich bin auch in Bezug auf mein Leben allgemein (nicht nur in Bezug auf meine Ernährung, s. Blogeintrag vom 03.08.) eine Art Tugendethikerin: Es geht um mich als Menschen, um meine Prinzipien, die Rechtfertigung meiner Person, wenn ich von meinen Tätigkeiten spreche. Ich kann mich nicht hinstellen und beispielsweise sagen: "Ich lehne Flugreisen aus Umweltgründen ab, buche diese aber im Rahmen eines Nebenjobs für andere Menschen.", selbst wenn mir bewusst ist, dass diese Menschen ohnehin den Service des jeweiligen in Anspruch nehmen werden, der dann an meiner Statt den Arbeitslohn einkassiert. Dies gilt natürlich nur für die unsere schlechte Welt, und nicht für Utopia, in dem alle Menschen so umweltbewusst sind wie ich. Leider.

Was mir allerdings noch nicht ganz klar ist: In welcher Situation würde ich die Integrität meiner Person meinem persönlichen Wohlbefinden unterordnen müssen? Wo ist die Schwelle, an der ich entgegen meiner Prinzipien handeln muss? Da sehe ich im Vergleich zu anderen, weniger prinzipientreuen und weniger anspruchsvollen Menschen bei mir natürlich die Gefahr, dass mir mein Bedürfnis nach Integrität dann zum Verhängnis wird, weil ich bei einer Entscheidung für mein Wohlergehen und gegen die Integrität ersteres wohl durch meine Trauer über verlorene letztere schmälern könnte.

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