Aber eben darum geht es auch in diesem Post, der - man danke es dem Medizinstudium - im Rahmen (noch) eher gemütlichkeitsorientierter Semesterferien erstellt werden kann.
Das Leben ist ein einziger Widerspruch. Oder, man sollte besser sagen: Es widerspricht einem fortwährend. Und hier stoße ich schon wieder auf einen Konflikt in mir, nämlich wenn ich mir bewusst mache, dass ich es bin, die dies soeben formuliert hat. Ich, die "leben" zuvor immer mit dem Malen eines Gemäldes wenn nicht gleichgesetzt so doch stark vergleichend assoziiert hatte (s. z.B. hier): Wie man mit seiner ganzen Persönlichkeit, seinen Einstellungen und Gefühlen an die Welt herantritt, so zeigt sie sich, so empfindet man sie auch.
In den letzten Monaten (Jahren?) hatte ich eher den Eindruck, dass meine (Um-)Welt [zu der insbesondere (Mit-?! Man sollte eher sagen Gegen-)Menschen gehören] meine Einstellungen nicht zulassen würde: "Zu romantisch, zu begeisterungsfähig = zu naiv!"
Mehr oder weniger unbewusst eignete ich es mir an, diese Persönlichkeit nach und nach immer mehr abzulegen, im (falschen?) Glauben, von der Welt (an)gemalt werden zu müssen (können!), mir ihren nüchternen, kalten, realen Stempel aufdrücken lassen zu müssen, um als Monotonisierte in ihr eintöniges (fertiges) Bild hineinzupassen und glücklich zu werden (an dieser Stelle beachte man meinen höhnischen Gesichtsausdruck). Auf letzteres warte ich immer noch - und das noch nicht einmal hoffnungslos: so endgültig habe ich die Meinung anderer bereits übernommen, scheint es zumindest.
Und dann diese plötzliche, unverhoffte Begegnung, die einen erst erahnen, dann immer stärker wissen lässt, dass es diese Welt (doch) gibt, an die man mit seiner Romantik, seiner Begeisterungsfähigkeit, seiner Naivität und Neugierde, seiner Faszination herantreten kann ohne daran zugrunde zu gehen! Und in dieser unbändigen Freude, diesem wunderbaren Nichtfassenkönnen, diesem feierlichen Schaudern bei jener (Wieder-)Entdeckung liegt diese Wut, diese Trauer, diese Verzweiflung, dass man alle Kräfte aufgebracht hat, um die eigenen Farben zu unterdrücken, sich dem gewaltsamen grauen Pinsel zu unterwerfen und daran nicht zu zerbrechen (wobei am Ende wahrscheinlich doch genau dies passiert ist), dass man diese Begegnung nicht schon früher hat machen können. Und der ungeheuerliche Zweifel, ob man jetzt noch genug Kraft haben wird, um wieder zurückzukehren zum vertrauten Künstlerdasein, die Eigenschaften und Einstellungen wiederaufzunehmen, und vor allem: ob die romantische Künstlerin und die alle diese Eigenschaften (jetzt wieder) gutheißenden Weltelemente es einem verzeihen, dass man sich selbst der Nüchternheit hingegeben hat, und einen ganz und gar zurücknehmen ohne dass für immer graue Flecke sichtbar bleiben, die der bedingungslosen Hingabe an die Romantik, Begeisterung, Faszination und Neugierde Abbruch tun.
Und was, wenn man als Lebensmalerin erneut enttäuscht wird?
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