Dienstag, 18. Mai 2010

Schaurig schön unheimlich berauschend

Heute beim Waldlauf (endlich wieder!) finde ich nach unglaublichem Appetit auf Joghurt, aber völliger momentaner Geldfreiheit meiner Sportkleidung zwei blitzende Eurostücke auf dem Weg. Später, inmitten von sonnendurchflutetem Blättergrün und -geraschel, Duft- und Windkonzert muss ich an die kürzliche leicht esoterisch angehauchte (da nach dem Geburtsdatum gehend) Bestimmung meiner Gesangslehrerin meiner Selbst als den 'lunaren Einatemtyp' denken, der sich ganz auf seine Einatmung konzentrieren soll. Das tue ich, und ich bin erstaunt, welche Wirkung dies auf mein Laufen hat. Normalerweise bin ich immer damit beschäftigt, möglichst viel auszuatmen, und nicht die Abgase, die trockene Bücherluft, die metallische Laptoplüfterluft, die CO2-gesättigte Luft, heiße Luft ein.
Ebenfalls leicht esoterisch eingehaucht, beginne ich während des Laufens beglückt mit Worten zu spielen, und komme irgendwann zu:

L eben
a ufnehmen
u nd
f ühlen.
E ngels-
N ahrung
?

Völlig berauscht, aber immer noch zweifelnd an dieser ganzen menschlichen Sinngebungsebene (dabei spiegelt das Fragezeichen auf der paradigmatischen Ebene noch meinen Zweifel an der Dauer meiner Laufmöglichkeiten wider).
Nach einem Sprint dann auf einmal ein Geistesblitz: Die Antwort auf meine Frage, um die sich in meiner Kleist-Hausarbeit zur Zeit alles dreht. Kleist kritisierte die Vernunft im Sinne der Aufklärung, sah aber dennoch im Gefühl keine rettende Instanz, wie die Sekundärliteratur schreibt. Nein, nicht im Gefühl, wenn es b e f r a g t wird. Sondern eben in diesem schwebenden Zustand, der keine Antwort geben kann, und der konstitutiv für seine Dichtung ist. Es schließt sich der Kreis.
Wieder blitzt der Glaube an das haltgebende, unergründliche 'Etwas' auf, das alles zum Guten wendet.
In diesem selben Moment bestätigt mich die Stimme des Waldes "Kuckuck, (eine Erkenntnis!), Kuckuck."
In der Verfassung des Laufens Gänsehaut - jetzt? Lächerlich? Ernstzunehmen?

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